Es war bereits im November 2018, genau gesagt am 21.11.2018, als ich bei einer Podiumsdiskussion des WDR im Ludwig Forum in Aachen aufmerksam wurde auf eine Initiative von Künstlern, Wissenschaftlern und Intellektuellen, um an die Idee von einem geeinten Europa zu erinnern. Im Rahmen dieser Kampagne fand in Aachen die Diskussion statt mit dem Titel „Schafft kulturelle Vielfalt eine europäische Identität?“ und an ihr nahmen die Wissenschaftlerin Ulrike Guérot, Professorin an der Universität Krems, die Publizistin Gila Lustiger und der Orientalist Dr. Navid Kermani teil. Ulrike Guérot hatte einige Tage zuvor mit dem Schriftsteller Robert Menasse ein Manifest verfasst und mit verschiedenen Projekten wie European Democracy Lab und The European Balcony Project auch in Aachen die „Europäische Republik“ ausgerufen. Diese Aktion, vor allem getragen von Künstlern, aber sehr schnell auch von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, war unter anderem in Frankfurt gestartet, wo am 10. November 2018 das Manifest auf dem Balkon des Römers verlesen wurde. Das Projekt fand mit der Verlesung des Manifests auch auf vielen historisch bekannten Balkonen in ganz Europa statt, das Manifest war immerhin in 33 Sprachen übersetzt worden.
Das Buch „Warum Europa eine Europäische Republik werden muss – eine politische Utopie“. habe ich gelesen und konnte mich mit vielen Gedanken zurechtfinden. Die Frage der
europäischen Identität interessiert mich nicht nur im Rahmen der belgischen Verfassungsproblematik, sondern auch und insbesondere im Rahmen der Identität der deutschsprachigen Belgier, die nun
fürwahr in einer Kernregion Europas zu Hause ist.
P.S. Nachtrag in 2022: Ulrike Guérot, die von der Uni in Krems nach Bonn wechselte, ist inzwischen in Verruf geraten, nicht wegen Ihrer Europa-Ideen aber doch aufgrund ihrer Stellungnahme und Positionen während der Corona-Krise. Unzweifelhaft kann man gewisse Positionen der Querdenker-Szene zuordnen. Inzwischen wurde Ihre Professur in Bonn auch gekündigt.
In meinem Blog www.waltherjanssen.eu/blog habe ich meine Ideen und Visionen kommentiert und bewertet. Zu Beginn der Corona-Krise, als die Grenzen geschlossen wurden, verfasste ich einen ersten Blog, dessen Inhalt alles andere als optimistisch klang. Und darüber hinaus habe ich in den vergangenen zwei Jahren die europäische Politik verfolgt, die ebenso wenig erbauend und wenig zukunftsorientiert ist. Die Kommission müsste eigentlich gegen einzelne Länder vorgehen, die gegen die Rechtsstaatlichkeitsprinzipien verstoßen. Sie macht dies aber nur mit halben Herzen. Die deutsche Kanzlerin Merkel hat mit ihrem Nichtstun den Populisten und Rechtsextremisten in die Hände gespielt, die überall in Europa auf dem Vormarsch sind. Im deutschen Wahlkampf 2021 spielte denn auch Europa so gut wie keine Rolle.
Etwa zu gleichen Zeit wurde ich auch auf das Buch von Bernhard Bergmans, „Die Identität der deutschsprachigen Belgier“, erschienen im Logos-Verlag Berlin im September 2020 aufmerksam. Das Buch beschäftigt sich natürlich vordergründig mit Belgien, eine Entwicklung die mich auch besonders interessiert, wegen der anstehenden siebten Verfassungsreform, die ab 2024 beginnen soll. Die europäische Identität ist ebenso ein wichtiges Element der zukünftigen europäischen Einigung, jedoch sind zurzeit die Gesinnungen und Einstellungen der Menschen und Bürger nach wie vor national ausgerichtet. Wir denken in Nationalstaaten und nicht in geschichtlich und kulturell gewachsenen Bundesstaaten einer zukünftigen Europäischen Föderation.
Nun hatte ich in den vergangenen zwei Jahren auch zum Thema Europa eine intensive Lektüre begonnen und einen neuen zivilgesellschaftlichen Einsatz an den Tag gelegt, da nach den letzten
Europawahlen 2019 die Konferenz zur Zukunft Europas angestoßen wurde, eine digitale Bürgerplattform, welche in wenigen Wochen zu Ende geht.
Dabei fiel mir nun ein höchst interessantes Buch in die Hände, nämlich „Europe for Future - 95 Thesen die Europa retten“, von den Aktivisten Herr & Speer, erschienen im August 2021 im Droemer-Verlag München. Für mich interessant ist an diesem Buch, dass ich den Thesen wie in einem Leitfaden folgen kann, denn sie sortieren in etwa meine eigenen Gedanken und drücken das aus, was ich wohl so dezidiert nicht in der Lage bin darzustellen.
Deshalb möchte ich mit in den folgenden Blogs und Podcasts mit diesen Thesen auseinandersetzen, genau so wie ich es auch in meinen Blogs und Podcasts mit der Identitätsfrage der deutschsprachigen
Belgier und der Verfassungsreform gemacht habe und auch noch mache. Die folgenden Themenbereiche möchte ich dabei mit einem breiten Spektrum von Ansätzen behandeln:
- 1. Die Verfassung, die Institutionen und die Verfasstheit der Europäischen Union
- 2. Ein weltverbundenes, demokratisches und gerechtes Europa
- 3. Ein ökologisches und vernetztes Europa
- 4. Ein vereintes und freies Europa
- 5. Ein lebenswertes und kulturell reiches Europa.
Die Betrachtungsweisen werde ich dabei dem Buch von Herr & Speer entnehmen, das überwiegend Gute behalten, aber vor allen Dingen meine eigenen Akzente setzen.
Machen Sie meine Reise mit.
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