Mit meinen eigenen Vorstellungen über Europa und einer Friedensarchitektur für die Zukunft stehe ich sicher nicht allein da, wobei ich allerdings zugeben muss, dass der Gedanke eines zukünftigen Europas der Gemeinschaften und Regionen bei gleichzeitiger Abschaffung der Nationalstaaten in der Bevölkerung in ganz Europa nicht so richtig verfängt. Im Gegenteil, gerade war der „summit“ für die Übergabe des Berichts für die Konferenz für die Zukunft Europas zu Ende, da meldeten sich in einem „non paper“ schon zehn Länder zu Wort und lehnten eine Änderung der Verträge rundweg ab. Das heißt also konkret, dass bei dieser Einstellung wohl für eine, wenn nicht mehrere Generationen, ein demokratisches, soziales, gerechtes und friedliches Europa nicht zustande kommen kann. Ich muss dies so deutlich an die Adresse der jungen Generationen sagen, denn bei allem Respekt für das Engagement im Kampf gegen die Klimakrise kann man ein Aufbäumen gegen die staatlichen Strukturen und ein Einsatz für ein gerechteres und demokratisches Europa nicht erkennen.
Es gibt in der Tat sehr viele Organisationen, die sich für ein vereintes Europa einsetzen und dies schon seit den Gründungsjahren der transnationalen Europäischen Institutionen, die mit der Errichtung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS oder auch Montan-Union) begann. Ich möchte hier nicht alle aufzählen, aber die Europa-Union gehörte sicher dazu. Ich nenne gerade diese, weil sich vor einigen Tagen, im Mai 2022, eine Parlamentariergruppe im deutschen Bundestag gegründet hat, welche die Ziele der Europa-Union im Bundestag wohl vertreten möchte. Das ist auch bitter nötig, denn aufgrund des oben Gesagten zum Umgang mit den Wünschen der europäischen Bürger, die sich eingebracht haben in diese Zukunfts-Konferenz kann man sonst wieder feststellen, dass außer Bla Bla Bla (Originalton Greta Thunberg) wohl nichts dabei herauskommen wird, wenn es nicht in den nächsten Jahren gelingt, die Thesen in politische Macht umzusetzen und in allen europäischen Parlamenten Verhältnisse zu schaffen die sich eindeutig für ein neues, föderales Europa einsetzen, eine Föderale Europäische Republik.
Warum dies so sein muss lehrt uns die Geschichte und natürlich auch der Ukraine-Krieg. Er dokumentiert das Scheitern einer Weltordnung, von der wir geglaubt haben, dass sie ewig halten würde und in der wir vor sich abzeichnenden Entwicklungen zum Nationalismus und erneut hin zu Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Anti-Semitismus die Augen verschlossen haben und auch noch immer wieder verschließen. So tauchen nicht nur in Deutschland immer wieder neue Heilsverkünder auf, sogar bei den Linken, welche die Ereignisse der letzten siebzig Jahre und die notwendigen Lehren aus der Geschichte einfach ignorieren.
Im Februar 2022 hatte ich fünf Beiträge zur Zukunft Europas angekündigt. Der Aggressionskrieg Russlands hat mich allerdings mit den Ereignissen überholt, sodass ich zurzeit keine Motivation finde, meine Gedanken zu Papier zu bringen. Viel wird vom Ausgang des Kriegs auf ukrainischem Territorium und die sinnlose Vernichtung der Infrastruktur eines Volkes mitten in Europa durch die Kriegsverbrecher im Kreml abhängen. Aus meiner Sicht tut vor allen Dingen Europa viel zu wenig, um die vielbeschworene Zielsetzung „… die Ukraine darf den Krieg nicht verlieren“ auch durch Taten zu untermauern. Die militärische Unterstützung muss massiv verstärkt werden, koste es was es wolle, um die Befreiung des Territoriums zu erreichen und mit einer ausreichenden Luftabwehr muss die weitere Zerstörung des Landes verhindert werden. Mit anderen Worten, erst müssen die militärische Bedrohung und der Krieg in Europa beendet werden, dann ist vielleicht der Zeitpunkt gekommen, das Thema Zukunft Europas überhaupt noch einmal aufzunehmen.
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