Am 9. Mai feiert man in Europa den Europa-Tag, in einigen Ländern mehr, in anderen weniger. Es ist keine gesetzlicher Feiertag, viele Politiker und politische Berater schlagen allerdings schon seit Jahren vor, dass dieser Tag in allen Mitgliedsländern der Europäischen Union als Feiertag gelten soll. Der 9. Mai 1950 war nämlich der Tag der berühmten Schumann-Rede, bei der der französische Außenminister Robert Schumann, ein Elsäßer, die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vorschlug (EGKS). Jean Monnet als oberster Berater der französischen Regierung war maßgeblich beteiligt an der Inspiration zur „Schuman-Rede“ vom 9. Mai 1950, die zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) führte und die als Geburtsstunde eines Europas gilt, so wie die beiden Politiker es in ihrer Vision voraussahen. Von dieser Vision ist heute nicht mehr viel übrig geblieben.
Nun hatte ich mich in den vergangenen fünf Jahren seit der letzten Europawahl intensiv durch die Lektüre vieler Bücher und Beiträge schlau gemacht und folge auch den einschlägigen europäisch
orientierten Organisationen und Vereinigungen in den sozialen Medien. In 2019 hatte ich noch etwas Hoffnung, diese ist aber in den vergangenen Jahren verflogen ob der Entwicklungen, die wir auf
unserem Kontinent zur Zeit kennen und erfahren.
Die digitale Bürgerplattform "Conference for the Future of Europe" hat nur die wirklich europäisch gesinnten Aktivisten auf den Plan gerufen, für die verkrustete Haltung der verschiedensten Regierungen hat sie keine nennenswerte Initialzündung bewirkt, und die Kommissionspräsidentin Von der Leyen war als Antreiber der Europaidee ein Reinfall.
Bei meiner Lektüre bin ich auf die verschiedensten Veröffentlichungen gestoßen, angefangen hatte es mit dem Buch von Ulrike Guérot, in 2018 hatte sie noch eine Professur in Krems. Ihr Buch "Warum Europa eine Republik werden muss" hatte für mich jedoch einige Antworten auf meine Fragen, wenngleich sie selbst dann in den Corona-Jahren wohl unter die Querdenker gegangen ist und nach einem Wechsel an die Universität Bonn inzwischen wohl ihre Professur dort verloren hat. Das ändert aber vielleicht nichts an den durchaus brauchbaren Thesen und Gedanken, die in ihrem Buch zu finden sind.
Als nächstes fiel mir das Buch „Europe for Future - 95 Thesen die Europa retten“, von den Aktivisten Herr & Speer, erschienen im August 2021 im Droemer-Verlag München in die Hände. Für mich interessant ist an diesem Buch, dass ich den Thesen wie in einem Leitfaden folgen kann, denn sie sortieren in etwa meine eigenen Gedanken und drücken das aus, was ich wohl so dezidiert nicht in der Lage bin darzustellen.
Deshalb möchte ich mit in meinen Blogs und Podcasts mit diesen Thesen auseinandersetzen, genau so wie ich es auch in meinen Blogs und Podcasts mit der Identitätsfrage der deutschsprachigen
Belgier und der belgischen Verfassungsreform gemacht habe und auch noch mache. Die folgenden Themenbereiche möchte ich dabei mit einem breiten Spektrum von Ansätzen behandeln:
Die Betrachtungsweisen werde ich dabei dem Buch von Herr & Speer entnehmen, das überwiegend Gute behalten, aber vor allen Dingen meine eigenen Akzente setzen.
Weitere Lektüre war dann sowohl politisch wie auch geschichtlich. Viele gute Anhaltpunkte habe ich bekommen zum Beispiel bei Winfried Böttcher, Professor für Politische Wissenschaft an der RWTH Aachen in seinem Buch: "Europas Zukunft - Eine europäische Republik der vereinten Regionen" sowie in dem Buch "Von Eupen nach Europa", einem Dialog von Stefan Alexander Entel und Karl-Heinz Lambertz, dem früheren Vorsitzenden des Ausschusses der Regionen (AdR) der Europäischen Union. Sie sprechen sich auch für eine Verlagerung aus zu einem Europa der Regionen anstelle der Nationalstaaten und man glaubt zu wissen, dass man auf dem Weg dorthin sei.
Auf der geschichtlichen Ebene verweise ich auf die Schmöker "Adieu, Osteuropa" von Jacob Mikanowski, "Mächte und Throne" von Dan Jones sowie die "American Matrix" von Karl Schlögel, die allesamt die Geschichte der Völker im Osten Europas, die Geschichte des Mittelalters seit den Römern sowie die Geschichte der Vereinigten Staaten anschaulich beschreiben.
Sie sehen schon, auch ich möchte weg von diesen Nationalstaaten oder einem Europa der Nationalstaaten. Es hat seit nahezu 300 Jahren (seit Napoleon) nur Unheil gebracht über die Völker Europas und das nächste Jahrhundert der Katastrophe, das 21. Jahrhundert steht uns gerade bevor. Deshalb ist die Frage berechtigt: lohnt es sich überhaupt noch, sich für ein Europa freier Völker und Regionen einzusetzen, oder ist Hopfen und Malz verloren? Ich möchte versuchen, zumindest mir selbst eine Antwort zu geben.
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