Dann trat 1974 Elka in mein Leben
Es war in dieser Zeit, genau gesagt am 10. Februar 1974, in der meine Bekanntschaft mit Elka Ledwon aus Aachen begann. Unser erstes Rendezvous im Domkeller zu Aachen wäre bald ins Wasser gefallen, denn wir hatten uns in den Europastuben verabredet, da es aber davon in Aachen mindestens zwei gab und noch kein Handy zur Verfügung stand, hätten wir uns beinahe verpasst. Es klappte aber irgendwie doch noch und nach einigen Treffen stellte Elka mich in ihrer Familie vor. Die Ledwons stammten aus Görlitz in der damaligen DDR, waren aber über Genk in Belgien in den Westen Europas gekommen, wo Elkas Vater zunächst in der Grube Winterslag arbeiten musste. Von dort ging er als Hobler für einige Jahre zu Ford Genk, um dann aber nach dem Abitur von Tochter Elka nach Aachen zu ziehen. Ihr Bruder Peter war in Genk geblieben und hatte dort nach dem Abitur recht jung geheiratet. Elka spricht aufgrund der belgischen Vergangenheit Niederländisch und Französisch, neben Englisch, dessen Kenntnisse sie zusätzlich durch Kurse bei Daniel in Aachen intensivierte. Elka arbeitete in der Gummiwarenfabrik Pongs im Chefsekretariat. Pongs fertigte neben Gummiblasen für Fußbälle auch Kondome und vor allem Schaumstoffe.
In 1974 machte ich allerdings noch alleine Urlaub, denn diesen hatte ich schon Monate zuvor gebucht, im Club Mediterannée in Sveti Marco in Montenegro, damals Jugoslawien. War der Urlaub selbst auch sehr schön, mit viel Essen, Sport und Ausflugsvergnügen, so merkte ich doch, dass Elka mir sehr fehlte. Auch die schönen Grazien im Club selbst konnten mich nicht reizen, denn wenn auch meine Beziehung zu Elka erst gerade vier Monate alt war, so schien mir doch die Zukunft deutlich in ihre Richtung zu weisen. Ich klammerte mich deshalb an ein Ehepaar aus Nürnberg, mit dem ich am liebsten Pivo (also Bier) zu sehr günstigen Preisen im Schatten der Bäume trank (es gab ja damals schon im „Club Med“ eine Flatrate), Schach spielte oder segelte.
Reise durch die griechische Mythologie (1975)
Zwei Jahre erlebten Elka und ich eine glückliche Zeit, abwechselnd in Aachen und Hauset und mit dem Segen ihrer Eltern und auch meiner Mutter fuhren wir 1975 alleine in den ersten gemeinsamen Urlaub in den „Club Arkitsa“ in Griechenland, bei dem Ort Chalkidiki auf dem Festland, gegenüber der Insel Euböa. Es war auch hier eine zärtliche Wahrnehmung unserer Liebe zueinander und gleichzeitig ein gemeinsames Eintauchen in die griechische Mythologie, denn neben einer Woche Strandurlaub machten wir auch eine Rundfahrt zu den Stätten der Antike in Athen, Korinth, Delphi und auch Patras. Die kulturelle Stätte die wir besuchten waren natürlich der Höhepunkt, aber auch nach Patras führten Spuren von Elkas Oma mütterlicherseits, Ella Zedler. Sie war mit einem griechischen Offizier liiert gewesen, dem sie bei Ende des 1. Weltkrieg nach Griechenland folgte, ohne ihn dort zu finden. Nach einigen Jahren heiratete sie Armando Babouris, eben in Patras und kehrte nach dessen Tod allerdings nach Deutschland zurück. Diesmal hatten wir keine Zeit diesen Spuren nachzugehen, Elka und ich wir sollten dies allerdings acht Jahre später nachholen.
Nach dem Urlaub in Griechenland stand für Elka und mich fest, wir würden heiraten. Wir hatten dafür dann das Jahr danach ausgesucht und begannen schon bald mit den Vorbereitungen. Unter den Freunden, sei es beim Kegelklub, bei den Studenten oder auch in den politischen Kreisen, war Elka schnell sehr beliebt. Ich fand dies sehr wichtig, ging es doch darum, auszumachen, wo unsere zukünftige Heimat sein sollte. Irgendwann im Winter 1975/1976, als wir das Frühjahr 1976 für unseren Hochzeitstermin ausgemacht hatten, wurden wir auf eine Wohnung aufmerksam in einem Haus in meiner Nachbarschaft in der Flög in Hauset, und zwar das Haus Falkenstein, Flög 176. Dieses gehörte nun der Tochter Hanny Moritz, die in Belgisch-Lichtenbusch ein Kaffeegeschäft unterhielt, an der Grenzstraße gelegen. Ich hatte Elka angeboten, diese Doppelhaushälfte vielleicht für unsere gemeinsame Wohnung ins Auge zu fassen. Es war für mich natürlich bequem, insbesondere wollte ich aber feststellen, ob Elka sich in dieser Einsamkeit, die selbst mein Leben so lange Jahre bestimmt hatte, auch wohlfühlen würde.
Trotz der nun anstehenden Heirat, Elka und ich wir hatten den Termin auf den 30. April festgelegt, bahnte sich auch eine Änderung im Berufsleben an. Ich hatte mich nämlich bei der Firma Mäurer & Wirtz in Stolberg für eine ausgeschriebene Stelle in der EDV-Abteilung beworben. Im Vorstellungsgespräch aber eröffnete man mir eine ganz andere Aufgabe, als man gehört hatte, dass ich vier Sprachen nahezu fließend sprach, insbesondere aber Französisch. Mäurer & Wirtz, bzw. deren Gesellschafter, u.a. Richard Wirtz, hatten gerade vor einer Woche die französische Parfumfirma „Loris Azzaro Paris“ erworben und somit eine Parfum-Designer Marke in ihr Markenportfolio aufgenommen. Nun suchte man Mitarbeiter, insbesondere im Export und im Produktmanagement.
Nach einigen Überlegungen entschied ich mich, dieses Angebot anzunehmen und die Firma Nixdorf zu verlassen. Ich habe den Schritt im Nachhinein betrachtet auch nicht bereut, der aufmerksame Leser wird feststellen, dass dies der Beginn meiner beruflichen Laufbahn in der Kosmetikindustrie war, eine Laufbahn, die mich wegbrachte von der Datenverarbeitung hin zur Schönheitspflege, einer Branche, der ich bis heute und an mein Lebensende verbunden bleibe.
Polterabend und Hochzeit (1976)
Die Hochzeit am 30. April 1976 fiel in diese Zeit der Entscheidung. Markanter noch war jedoch der Polterabend, den wir am 28. April in unserem neuen kommenden Domizil feierten. Es war auch für damalige Verhältnisse eines der turbulentesten Ereignisse. Neben den Kollegen bei Nixdorf erschienen alle Bekannten, Freunde und Familienmitglieder aus Nah und Fern und blockierten für eine Nacht die Flög mit ihrem Sperrmüll und ihren gut oder weniger gut gemeinten „Polterbeiträgen“. Jedenfalls war es ein rauschendes Fest, dass uns lange in Erinnerung blieb. Gott sei Dank hatten wir am 29. April keine Verpflichtungen, wir brauchten beide diesen Tag zum Regenerieren. Die Hochzeit selbst fand im trauten Familienkreis statt. Von meiner Seite waren dies meine Mama, mein Bruder Siegfried nebst Josée, Tochter Sylvia und Sohn Oliver, mein Patenonkel Klaus Dreessen und seine Frau Klärchen sowie meine Patentante Hedwig Quadflieg und ihr Mann Mathieu. Von Elkas Seite waren dies neben ihren Eltern Eva und Herbert auch Bruder Peter, seine Frau Jeanine und Tochter Alexandra. Andere Verwandte waren nicht zur Stelle oder nicht auffindbar. Wir feierten eine ökumenische Trauung mit Beteiligung des Pfarrers Levieux aus Hauset (katholisch) und des Pastors Beckers aus Aachen (evangelisch) und zwar in der Evangelischen Friedenskirche Passstraße, in Elkas Nachbarschaft.
Zunächst hatte im Gemeindehaus zu Hauset die standesamtliche Trauung stattgefunden, beurkundet von Bürgermeister Aussems, assistiert von der Verwaltungsangestellten Gisela Havenith. Da ich noch Gemeinderatsmitglied war, hatte dies doch eine besondere Note. Von dort ging es dann im Konvoi und durch den Berufsverkehr nach Aachen, wo wir gerade noch pünktlich eintrafen, aber die Freunde vor allem aus der Sturm- und Drang-Zeit nach dem Studium schon in der Kirche auf uns warteten. Die Feier war schlicht und rührend, ebenso das folgende Fest im „Drimborner Wäldchen“, dem Restaurant am Aachener Tierpark.
Hochzeitsreise nach Tunesien 1976
Am nächsten Morgen war dann aber doch die Wohnung geschmückt und verbarrikadiert, eine Unsitte der Freunde des Kegelklubs, wohl wissend, dass Elka und ich am nächsten Morgen zur Hochzeitsreise aufbrachen und zum Flughafen gelangen mussten. Die Hochzeitsreise führte uns ins sonnige Tunesien nach Hammamet, es war allerdings, dies sei nebenbei erwähnt, so sonnig nun wieder auch nicht. Es regnete während mindestens einer Woche von dreien, was es seit Allahs Gedenken, so beteuerten es die Einheimischen, nicht mehr gegeben hatte.
Der Urlaub an sich war allerdings ein besonderes Erlebnis in einer orientalischen Welt, die Elka und mir bis dahin nicht bekannt war. Zwar waren wir in einem Club untergebracht, meist mit Gästen von Neckermann, weil es aber unsere Hochzeitsreise war, versuchten wir das eine oder andere auch selbst zu organisieren. Ich musste Elkas ersten Schmollmund hinnehmen, weil ich einem Damen-Volleyballturnier zu lange zugesehen hatte.
Wir versöhnten uns aber wieder, auch wenn es abends schon mal „oben ohne“ Tänze anderer weiblicher Touristen gab. Wir unternahmen Ausflüge nach Hammamet-Stadt, in die Wüste und mit dem Boot übers Meer.
In der Bild-Zeitung haben wir gelesen, dass im Rheinland eine Hitzewelle herrschte, welche den Menschen sehr zusetzte. Es war ein Traumsommer, der Sommer des Jahres 1976. Nach unserer Rückkehr verbrachten wir den ganzen Sommer auf der Gartenterrasse unserer Doppelhaushälfte.
Unsere Nachbarn in der Doppelhaushälfte im Flög 127 waren das Ehepaar Bauer, Jochen und Uschi. Ihre zwei Kinder waren Michael und Sebastian. Das Haus hatten sie von Pohlen erworben, jener Familie, die während meiner Jugendzeit dort wohnte und die in alle Ecken verstreut lebte: Der Sohn Freddy in Eupen, die Tochter Gisela hatte es nach Aachen verschlagen, die Mutter lebte auf Neu-Linzenshäuschen und der Vater in Schmithof. Die Bauers kamen aus Aachen, die Mutter Bauer war Immobilienmaklerin. Die Familie blieb über zehn Jahre unser Nachbar.
Die Zeit bei Mäurer & Wirtz in Stolberg (1976 - 1979)
Beruflich arbeitete ich nun seit dem 1. Januar 1976 in Stolberg (Rhld.) bei Mäurer & Wirtz (Dalli Werke). Dies war meine neue Arbeitsstelle und, wie bereits geschildert, mein erster Kontakt zur Kosmetik. Den Arbeitsweg musste ich mit dem eigenen PKW zurücklegen, das war zunächst noch immer mein dunkelgrüner R4. Mein erster eigener Renault 4 wurde ja in Lüttich von einer Postdiebesbande zu Schrott gefahren. In 1974 kaufte ich mir einen gebrauchten metallic-blauen R16 von Herrn Wintgens in Kettenis.
Die Arbeit selbst machte mir sehr schnell recht viel Freude. Das Arbeitsklima war in dem Großraumbüro recht angenehm. Ich lernte dabei früh die besondere Natur der Stolberger kennen. Neben den Stolbergern waren hier natürlich auch Mitarbeiter aus Aachen, aus Jülich, aus Belgien und Holland beschäftigt. Ich nahm meine Tätigkeit in der Exportabteilung auf und war für das gerade übernommene Loris Azzaro Geschäft zuständig. Loris Azzaro, ein Pariser Designer tunesischen Ursprungs, hatte seine Lizenz an M+W übertragen.
Der internationale Vertrieb der Parfummarke geschah nun aus Stolberg. Die Arbeitsweise und der Arbeitsrhythmus waren keineswegs so, wie ich mir dies vorgestellt hatte, es ging alles in allem recht disziplinlos zu, zumindest nach außen hin. Ich lernte jedoch sehr viel in diesen Jahren und wurde mit vielen Geschäftspartnern der Dalli Werke in Kontakt gebracht. So lernte ich die Parfum-Großhändler vieler Länder kennen. Neben Westeuropa lag der Schwerpunkt des Exports im Mittleren Osten, wir hatten Kunden in allen Emiraten des Golfs, im Iran, im Libanon, in Saudi-Arabien, um nur einige Märkte zu nennen. Als besonderes Ereignis habe ich auch die Teilnahme an der Duty Free Messe in Monte Carlo in Erinnerung. Hier lernte ich nämlich die Vertreiber der Duty Free Branche kennen.
Neben dem Exportgeschäft erledigte ich auch das Produktmanagement für das Parfum. Hauptamtlich war hier Herr Muyrers zuständig, ein Stolberger, der allerdings nicht der französischen Sprache mächtig war. Später wurde diese Aufgabe Herrn Gehlen übertragen, der über lange Jahre, bis Ende der neunziger Jahre, der Chef des Loris Azzaro-Vertriebs bei Mäurer & Wirtz bleiben sollte, bis zum Verkauf der Marke an die Firma Clarins in Paris. Beide Herren konnten mehr Erfahrung als ich in die Waagschale legen, jedoch halfen meine Sprachkenntnisse, um mich für viele Besprechungen unentbehrlich zu machen. So durfte ich für die hohen Herren der Firma, dem Exportleiter Brauers, dem Vertriebsdirektor Hasert, und selbst dem Gesellschafter Michael Wirtz viele Aufgaben übernehmen, die über meine eigentliche Kompetenz hinausgingen. In Frankreich waren meine Gesprächspartner Dr. Welter in der Produktionsfirma in Straßburg, Mr. Le Roux als Produktmanager in Frankreich (er zog die Fäden zusammen mit den Lieferanten) und Mr. Wignolle, dem Vertriebsleiter Frankreich, der auch für die Tabac Original-Produkte des Hauses in diesem Land zuständig war.
Unabhängig davon war es mir gelungen, mich in nahezu allen Abteilungen des Betriebs in Stolberg bekannt zu machen. Dies sowohl im Vertrieb, im Logistikzentrum in Eschweiler, im Labor, in der Grafikabteilung, in der Parfümerie. Es gab im Produktmanagement überall etwas zu tun und ich hatte in allen diesen Abteilungen Respekt und Anerkennung gefunden. In Paris lernte ich darüber hinaus den berühmten Designer Pierre Dinand kennen, der auch in mir eine nützliche Kontaktperson fand, um die zum Teil auch alkoholseligen Gesprächspartner des Stolberger Betriebs bei Laune oder Entscheidungslaune zu halten. Es war also für mich eine echte Lehrzeit und ich kann auch im Nachhinein nur dankbar sein, dass mir die Gelegenheit geboten wurde, zu den Netzwerken der Kosmetikindustrie Zugang zu finden. Das Wissen wurde zu einer soliden Grundlage auch für die spätere berufliche Karriere.
Urlaubsreise in die Türkei (1977)
Elka und ich flogen 1977 über Istanbul in Urlaub in die Türkei in einem Club in Cesme. Es war unser letzter Urlaub ohne Kinder und wir lernten dort ein Ehepaar aus Bonn kennen, die beiden Klonz‘. Der Urlaub in der Türkei war, ähnlich wie vor einem Jahr in Tunesien, ein erneut wunderbares Erlebnis, bei dem wir Kultur mit Erholung am Strand verbinden konnten. Wir besuchten die antiken Stätten der Griechen vor allem in Ephesus, aber auch die Museen des osmanischen Reichs in Istanbul. Sehenswert waren natürlich auch die vielen Moscheen im Herzen von Istanbul, der Blick auf das Goldene Horn und die Bosporus Brücke. Ein Ausflug brachte uns ins Landesinnere nach Pamukkale, zu den berühmten Kalksteinterrassen. Während diesen Urlaubs war auch noch Wahlkampf in der Türkei, ein recht aufwühlendes Ereignis und ich würde mit noch Jahrzehnte später wundern, dass noch immer die gleichen Politiker zur Wahl standen wie diesmal in Izmir, nämlich Demirel und Ecevit, um nur die bekanntesten zu nennen. Beeindruckt waren Elka und ich von der Gastfreundschaft im ganzen Land, auch damals schon waren einige Türken der deutschen Sprache mächtig, weil sie in Deutschland gelebt hatten oder auch nur weil sie dort Verwandte hatten. Es war die Zeit der ersten türkischen Zuwanderung nach Deutschland.
Nach diesem Türkei-Urlaub, der vielleicht doch nicht die Ursache dafür war, wurde Elka schwanger und es war alles in allem eine problemlose Schwangerschaft. Elka behielt ihren Job bei Pongs bis wenige Wochen vor der Geburt unseres ersten Sohnes Ulrich am 11. April 1978. Ulrich war ein nettes Kerlchen und bald unser Stolz Er brachte natürlich unser Leben etwas durcheinander. Gefeiert wurde seine Geburt mit der ganzen Familie, mit dem Kegelklub in Hauset, dem ich noch immer angehörte, aber auch mit einigen Arbeitskolleginnen und -kollegen, sowohl von Elka als auch von mir. Die Arbeitskollegen bei M+W hatten die Geburt ebenfalls mit Freuden gefeiert, zusätzlich wurden alle Mitarbeiter täglich konfrontiert mit den Erlebnissen einer anderen Romanze, die sich zwischen einer Polin und einem Stolberger Arbeitskollegen abspielte. Berzborn, so hieß er, hatte sein Glück in Polen gefunden und berichtete episch über den Fortgang seiner Beziehung bis zur Ausreise seiner Geliebten und zur Hochzeit in Stolberg, die ein rauschendes Fest wurde.
Ulrich wurde am 7. Mai 1978 in der Sankt Rochus Pfarrkirche zu Hauset von Pfarrer Jean Levieux getauft. Elka hatte nun ihre Stelle in der Gummiwarenfabrik Pongs, Zeppelinstraße in Aachen, endgültig aufgegeben, um sich der Erziehung des Sohnes zu widmen, während ich jetzt zur Arbeit nach Stolberg fuhr. Da wir nur ein Auto hatten und Elka dieses auch häufig brauchte, hieß es für sie oft früh aufstehen, mich mit dem Söhnchen nach Stolberg zu fahren oder dort abzuholen, um zum Beispiel um acht Uhr morgens einen Arztbesuch zu machen.
Noch im gleichen Jahr gab es ein weiteres, schönes Ereignis. Meine Mama Martha (Janssen-Klein) feierte ihren 70. Geburtstag und Siegfried hatte zu sich nach Hergenrath eingeladen. Dort trafen sich alle noch lebenden Geschwister Klein ein letztes Mal und neben Elka und mir mit Ulrich nahm auch die Familie Schumacher, Mamas Schwester Klara und ihr Mann Albert, erschienen. Ebenfalls dabei war auch ihre beiden Brüder Johann (Jean) nebst seiner Frau Marie und dem Sohn Jean aus Hyon, sowie Alex mit seiner Frau Bertha aus Udenbreth
Bei meiner beruflichen Tätigkeit in Stolberg trat nach und nach ein gewisser Frust zutage, da Karrieresprünge in dem sehr traditionell geführten Unternehmen nicht leicht möglich waren. Obschon ich sehr international arbeitete war ich an Auslandsreisen nicht beteiligt. Mein Chef, der Exportleiter Brauers, nahm mich gelegentlich mit nach Paris, wegen meiner Sprachkenntnisse und auch einmal nach Monte Carlo zu einer Duty Free Messe. Im Duty- Free Handel wurde ja viel Parfum verkauft. Im März 1978 war ich auch einmal dabei als Herr Brauers den Parfum-Großhändler für Spanien besuchte. Zur Zeit des Franco Regime konnte man Parfumartikel nicht als Fertigprodukt nach Spanien importieren, diese wurden deshalb in einem Produktionsbetrieb in Sabadell bei Barcelona hergestellt. Anfang 1979 begann ich, mich bei anderen Firmen zu bewerben, diesmal allerdings ausschließlich bei Firmen in der Kosmetikbranche. Dieser Industriezweig war mir inzwischen ans Herz gewachsen. Der Frust bei Dalli hatte nichts mit dem Betriebsklima zu tun, welches nach wie vor sehr gut war. Vielmehr waren es die fehlenden Perspektiven, die sich mir boten. In einer Firma wie M+W benötigte man wahrscheinlich sehr viel Geduld, um auf einen höheren Posten zu landen, diesen mühsamen Weg wollte ich nicht gehen. Ich bewarb mich nun bei Christian Dior in Köln und bei Dr. Babor in Aachen. Dem Geschäftsführer von Dior in Köln habe ich dabei einen schweren Stand gegeben, denn nach mehreren Treffen auf allen Ebenen, auch zuletzt mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Mr. Poncet in Frankfurt beim Spargelessen im Sheraton, habe ich der Firma dann doch eine Absage erteilt, nachdem man meist schon den Eindruck gehabt haben musste, dass ich das Angebot für die Stelle des stellvertretenden Geschäftsführers annehmen würde. Angenommen habe ich stattdessen die Stelle eines Exportleiters bei Babor. Somit kündigte ich nun bei Mäurer & Wirtz, und trat am 1. Juli 1979 die Stelle bei Babor in Aachen in der Neuenhofstraße an. Mit diesem Wechsel nahmen meine beruflichen Lehrjahre ein Ende.
Der Bau des eigenen Heim (1979-1980)
Im folgenden Jahr 1979 machte die Familie keine größere Urlaubsreise, wir hatten nämlich vor mit dem Bau unseres neuen Zuhauses zu beginnen. Elka und ich machten uns also an die Planung und Durchführung unseres Bauvorhabens, nachdem wir bereits 1978 ein Grundstück in Hauset Flög erworben hatten. Die Wiese gehörte dem Hotelier Richard Falkenstein aus Herbesthal. Der Name Falkenstein taucht also hier wieder auf, Richard gehörte zu einer der Verzweigungen dieser alteingesessenen Hauseter Familie. Richard Falkenstein hatte meiner Schwester bereits ein Häuschen verkauft, welches ein Nachbarhaus unseres Elternhauses war. Dadurch hatte er seine Bereitschaft bekundet, Eigentum abzugeben. Er war Junggeselle und wir suchten ihn mehrere Male auf, um zum guten Schluss das Grundstück, gelegen zwischen meinem Elternhaus, wo meine Mutter nach wie vor lebte, und dem Doppelhaus, in dem Elka und ich wohnten, zu erwerben. Das Gelände, eine Pferdewiese, war von dem Aachener Tankstellenbesitzer und Karosseriewerkstattinhaber Josef Bauens über Jahre gepachtet worden, er hatte sich allerdings jetzt in einem anderen Anwesen in Hauset Buchenbusch niedergelassen. Zum Erwerb des Grundstücks nutzten wir meinen Bausparvertrag, der gerade fällig wurde, Elkas Erspartes sowie ein Darlehen der Aachener Bank kamen hinzu. Der Kauf war mit zwei Anekdoten verbunden, die ich in Erinnerung behielt: Zum einen wollte Herr Falkenstein noch in einem letzten Gespräch die Grundstückstiefe des zu berechnenden Baugrunds erhöhen, welchen wir zum Baulandpreis erwerben sollten (DM 40,00 je qm), was unseren Erwerb zunichte gemacht hätte. Durch unsere Tränen ließ er sich dann doch erweichen. Beim Termin zum Kaufvertrag vor Notar Lilien in Eupen fehlten dann plötzlich bei der Barzahlung 10.000,00 DM, die Bank hatte sich einfach verzählt. Nur durch einen Eileinsatz des Boten der Aachener Bank von Aachen nach Eupen konnte es noch gelingen, das fehlende Geld zu holen, um Herrn Falkenstein, der auf Barzahlung bestanden hatte, zufrieden zu stellen.
Mit dem Bau wurde im Frühjahr 1979 begonnen. Den Baukredit für unsere Immobilie hatte uns diesmal die Commerzbank Stolberg gewährt, die Filiale war mir noch aus der Zeit meiner Tätigkeit in Stolberg bekannt. Es war ein Darlehen in Höhe von 235.000 DM.
Weil die Baustelle nebenan lag, konnte Elka großen Einfluss auf den zeitlichen Ablauf des Baugeschehens nehmen. Der Bau des Hauses ging zügig voran, Elka hatte die Bauarbeiter stets im Auge. Sie wurde während der Bauphase schwanger mit unserem zweiten Kind und hatte eine ebenso tapfere wie schwere Zeit. Unser Architekt war Lorenz Willems aus Eupen, die Baufirma war ebenfalls ein Eupener Unternehmen, die Firma Leo Vlekken. Alles in allem waren wir mit dem Fortgang sehr zufrieden, bei der Bedienung des Darlehens der Commerzbank spielte uns zudem die Kursentwicklung der DM im Vergleich zum Franken in die Hände. Ansonsten erlebten wir in unserem gemieteten Domizil in Hauset Flög 127 noch eine schöne Zeit.
Ein zweites freudiges Ereignis stand auch bevor, denn Elka hatte mir zugesteckt, dass sie erneut schwanger sei. Im Vorgriff auf das nächste Kapitel sei erzählt, das wir am 10. Februar 1980 unser neues Domizil bezogen und am 2. Mai 1980 unser zweites Söhnchen Reinhard geboren wurde.
Somit wurde das Haus in Rekordzeit fertig gestellt und am 10. Februar 1980 bezogen, es war, wenn auch nicht ganz fertig, so doch bewohnbar. Da wir nebenan gewohnt hatten, war der Umzug „von Hand“ erfolgt. Die Truppe aller unserer Freunde beteiligte sich daran, ebenso mein Paten- onkel Klaus Dreessen, der darüber hinaus sehr viel bei der Einrichtung und Dekoration half. Meine Mama nebenan beobachtete all dies auch mit Freude.