Hauset im Lauf der Jahrhunderte
Unter diesem Titel erschien 2012 im „Heimatbuch Hauset – Band 2“ ein zeitgeschichtlicher Beitrag von Monique Janssen-Heitmann und Dr. Hermann Heitmann (hiernach Janssen-Heitmann), welcher die Zugehörigkeit des kleinen Dorfes im äußeren Zipfel der Gemeinde Raeren in Ostbelgien, an der deutschen Grenze zu Aachen gelegen, nachzeichnete und anschaulich darstellte. Warum ist es also notwendig, diese geschichtlichen oder politischen Zustände noch einmal aufzugreifen und unter immer neuen Blickwinkeln zu durchleuchten?
Hauset ist heute ein Ortsteil der ostbelgischen Gemeinde Raeren und hat bei weitem nicht die geschichtliche Bedeutung der anderen ehemaligen Quartiere der Bank Walhorn im früheren Herzogtum
Limburg (1068 – 1795), als da sind Walhorn selbst, Astenet, Rabotrath, Hergenrath, Eynatten und Raeren. Eine Besonderheit liegt vielleicht darin, dass der Autor dieses vorliegenden Beitrags
selbst in Hauset geboren wurde (Jahrgang 1947) und heute feststellen muss, dass in Zeiten einer immer weiter um sich greifenden Besiedlung der Ortsteil selbst und auch die Merkmale, die ihn über
Jahrhunderte bestimmt haben, wohl langsam verloren gehen. Das ist nicht an sich bedauerlich, es ist wohl der Lauf der Zeit. Aber heute sind von den etwa 2000 Einwohnern des Ortsteils nur
noch etwa 800, die bis 1977, dem Jahr der Verwaltungsreform, in lange ortsansässigen Familien lebten.
Vielleicht lohnt es sich, diese Entwicklung des Gemeinwesens Hauset im Laufe der Jahrhunderte noch einmal darzustellen. In dem Beitrag von Monique Janssen-Heitmann war der Weg von Hauset durch die Geschichte "...im Geiste ihres Lehrers Jules Cravatte" dargestellt worden. Der Hauptlehrer der Dorfschule war nahezu vierzig Jahre Erzieher in Hauset gewesen. In seinem Unterricht ging er zurück bis in die Zeit, als wir Menschen noch in Höhlen wohnten, zumindest in unserem Teil Europas.
Die Kelten in vorgeschichtlicher Zeit
Einige Jahrhunderte vor Christus kamen die keltischen Stämme aus dem Osten und eroberten unser Land, das Land jenseits des Rheins und jenseits der Maas. Zwischen Rhein und Maas finden wir die Trevirer (Trier), die Eburonen (Tongeren) und die später die germanischen Aduatiker (Aachen). Das Land all dieser Stämme war mit Wäldern bedeckt. Auch auf den Schieferhöhen im Süden (den Ardennen) war Wald. Kleine Dörfer, aus Hütten bestehend, lagen am Rande der Wälder oder in den Lichtungen, meist an Flüssen und Bächen. Die Menschen beteten die Sonne an, oder den Donner oder andere falsche Götter. Sie kannten Korn, Gerste und Hafer, aßen grobes Brot. Sie lebten von dem Ertrag der Jagd und des Fischfangs. Sie liebten offenbar große Festessen und tranken Bier, Apfelwein und Honigwasser. Weiter heißt es bei Janssen-Heitmann: „Der Ort an dem Hauset liegt, ist seit vorgeschichtlicher Zeit bewohnt, wie Bodenfunde (Steinwerkzeuge und Siedlungsspuren) belegen, die in der nahen Sandgrube Brennhaag gefunden wurden. (1)“. Die Lage war ja auch ausgesprochen gut, es gab reichlich Wasser an Göhl und Rotsiefbach. Alles was zu einem einfachen Leben benötigt wurde, war vorhanden.
___________________________________________________________________________________________) ((1) Göhltal Museum
Kelmis und „Im Göhltal“ Heft Nr. 44 S.51: Fouilles archéologiques à Brennhaag (La Calamine) J. Leclercq
2/1999
Julius Cäsar und die Eroberung Galliens
Als Julius Caesar (100 v. Chr. – 44 v. Chr.) Gallien eroberte traf er im Norden auf widerspenstige keltische Stämme, die erheblichen Widerstand leisteten. Einer dieser Stämme, die Eburonen, siedelten in etwa zwischen Maas und Rhein, mit Ausläufern bis nach Brüssel, wie archäologische Funde belegen. Sie wurden von zwei „Königen“ regiert, Ambiorix und Catuvolcus. Ambiorix hatte die Streitmacht der Römer im Jahr 54 v. Chr. in seinem Winterlager Atuatuca angegriffen und in die Flucht geschlagen. Dabei wurde das Heer in einer langen Schlucht aufgerieben, an die 9000 Soldaten starben. Bis heute wird über die genaue Lage des Ortes gerätselt, die Geschichtsforscher nennen an die 30 Orte. In den Jahren 53 v. Chr. und 51 v. Chr. verwüstete Caesar in mehreren Rachefeldzügen das Land der Eburonen. Für Caesar war das Volk der Belger wohl das mutigste.
Weiter heißt es bei Heitmann-Janssen: Aus Caesars Kriegsbericht „Commentarii de bello gallico“ kann man auch herleiten, dass das Gebiet des heutigen Hauset am Rand des Siedlungsgebiets der wohl eingewanderten germanischen Atuatuker lag, das sich entlang einer Linie Lüttich-Aachen gegen Norden bis an die Maas erstreckte, mitten im Land der keltischen Eburonen. Der Stamm der Atuatuker geriet im Jahr 57 vor Christus durch Unbotmäßigkeiten in das Visier von Julius Caesar. Er stürmte ihre Fluchtburg, oben hoch auf Limburg vermutet, und verkaufte die Überlebenden in die Sklaverei. Der Stamm war so gut wie ausgelöscht. Caesar benutzte den Namen „Atuatuca“ für sein Winterlager, welches im Zentrum von Aachen vermutet wurde. Er baute dieses Winterlager stetig aus, unter anderem mit Thermen. (2)
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(2) Axel Hausmann: Atuatuka - Cäsars Legionslager in Aachen, 2001
Die römische Zeit
Mit der Besetzung des Siedlungsgebiets bis zum Rhein, die Römer nannten die Provinz Germania Inferior, begann die römische Zeit. Caesar wurde 44 v. Chr. auf dem Marsfeld in Rom ermordet. Ihm folgte Gaius Octavius, der spätere Kaiser Augustus. Das Gebiet zwischen Maas und Rhein lag in der Provinz Germania Inferior. Hauset, sofern es schon existierte, hatte von der Präsenz der Römer recht wenig. Es wird zwar ein Gut oder eine Villa hier vermutet, aber es lag am Rande des Militärgebiets von Aachen. Dieses Aachen war aber durch permanente Brandrodung (auf Fränkisch: Heide) gegen das keltische Umland abgegrenzt. Somit ist es anzunehmen, dass das Gebiet von Hauset an diesem Brandrodungsgürtel lag, worauf später Flurnamen wie „Hauseter Heide“ hindeuten. (3) Rundherum waren die römischen Städte entstanden, Tongern (15 v. Chr.), Maastricht (Mosae Traiectum), Lüttich (Vicus Leodicus), Aachen (Aquae Granni) und Köln (Colonia Agrippina). Nicht weniger als drei Römerstraßen führten an diesem Gebiet vorbei, nach Westen, Südwesten und Süden. Als aber um 250 die Franken begannen in das Gebiet einzufallen, verlor Aachen seine militärische Bedeutung zum Vorteil von Köln.
Jedenfalls war das Gebiet des heutigen Hauset noch immer mit Wald bedeckt, wie aus Karten wie „Die früh- geschichtliche Waldbedeckung der Rheinlande (etwa 50 n. Chr.)“ im Geschichtlichen Handatlas der Rheinprovinz (1926) zu sehen ist.