Hauset und die Herzöge von Burgund (1406 – 1477)
Die Herzöge von Burgund kamen über Philipp den Kühnen in unser Land, denn er hatte Margarete von Male, die Erbin der Grafschaft Flandern geheiratet. Ihr Sohn war Herzog Johann ohne Furcht und dieser hatte als Sohn Philipp den Guten. Mit Brabant fiel Limburg 1406 an den Herzog Anton von Burgund und um 1430 wurde es von Philipp dem Guten mit den niederländischen Provinzen vereinigt.
Ein bis heute für Hauset nachwirkendes Ereignis soll sich unter der Herrschaft Philipps des Guten von Burgund (1419-1467) ereignet haben. Es wird berichtet, dass er nach einer Heiligtumsfahrt nach Aachen 1439 auf dem Rückweg u.a. das Hauseter Grenzgebiet für sich „kassiert“ habe. Dies geschah nicht wegen Hauset, aber es war jener Streifen, im Reichswald von Aachen gelegen, zu dem auch die Galmei-Bergwerke am Alten Berg bei Kelmis gehörten. In den Jahren zuvor, schon zu Beginn des 14. Jhd., hatte es immer wieder Streitigkeiten gegeben zwischen dem Herzogtum Limburg und der freien Reichsstadt Aachen, dem Aachener Reich, wegen des Reichwaldes, den beide für ihr Territorium beanspruchten.
Hierzu haben wir einige interessante Hinweise gefunden, unter anderem bei Dietmar Kottmann in einem Sonderdruck der „Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Band 117/118 – 2015/2016“ mit dem Titel Grenzumschreibungen im Aachener Westen im 14. Und 15. Jahrhundert.
So schreibt Kottmann: Die schriftliche Überlieferung zur Aachener Westgrenze reicht nicht bis in die Zeit vor 1288, also in die Zeit eines eigenständigen Herzogtums Limburg zurück. Erste schriftliche Quellen gibt es erst seit dem zweiten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts, als es nämlich zu ersten Konflikten an der Grenze kam. Erfolgreiche Beschwerden der Aachener beim Hof von Brabant gegen die Beeinträchtigung ihrer Rechte und gegen das Beseitigen oder Versetzen von Grenzpfählen sind seit dem 9. November 1321 mehrfach urkundlich dokumentiert. Sie konnten aber immer beigelegt werden. Daran änderte sich auch nach dem Erwerb Brabants durch das Haus Burgund zunächst nichts. Erst als Herzog Philip der Gute den zunehmenden wirtschaftlichen Wert des Galmeivorkommens am Alten Berg zwischen Kelmis und Moresnet, gelegen im Aachener Reich, erkannte, trat ein Wandel ein.
Jedenfalls notiert eine Aachener Chronik aus dem Jahr 1439 hierzu, …. „und behielt der hertzogh von Brabant den Calmeybergh mit gewaltt in“. Kurz zuvor, nämlich 1423, hatte König Sigmund Aachen den Besitz des Aachener Reichs – darunter ausdrücklich den Kailmynberg in dem reiche zu Achen –
bestätigt und eine weit nach Westen und Süden greifende Grenze gegenüber dem lande zu Lymburg anerkannt.
Weiter bei Kottmann: Immer wieder stellte man sich in Aachen die Frage: War dies Land einstmals Aachener Territorium, aus dem man von übermächtigen Nachbarn herausgedrängt worden war? Die Grenzbeschreibung nennt keinen linearen Verlauf, sondern umschreibt ein großes Waldgebiet. Es gab demnach eine weitgehend an der Göhl orientierte Grenze nach Westen und über den Höhenrücken des Aachener Waldes verlaufend eine zweite Grenze im Osten. Erst im 17. Jahrhundert hat es dann noch eine Verständigung auf eine neue, dazwischenliegende Grenzlinie gegeben, die mit der heutigen deutschbelgischen Grenze übereinstimmt.
Das oben erwähnte Weistum von 1423 ist deshalb keine lineare Grenzziehung, vielmehr orientiert man sich an buschen, heiden, wassern und weiden. Eine genaue Grenzbeschreibung war also nicht angestrebt. Interessant ist allerdings bei diesen Betrachtungen, dass die Nutzung des Reichswalds, nicht nur im Süden sondern auch im Osten des Aachener Reiches, Nutzungsrecht für die anliegenden Gemeinden vorsah, also nicht nur für die Bewohner der Stadt oder des Aachener Reiches. Dies galt auch für die Gemeinden der Bank Walhorn (Astenet, Eynatten, Hauset, Hergenrath, Kettenis, Merols, Rabotrath, Raeren, Neudorf und Walhorn), obschon Walhorn nicht Bestandteil des Aachener Reiches geworden war.
Insofern scheint es berechtigt zu vermuten, dass das Hauseter Gebiet im Aachener Reichswald gelegen, bis hin zur Göhl, erst 1439, durch die Besitznahme durch den Hof von Brabant zum Herzogtum Limburg gelangte.
Der Sohn Philipp des Guten, Karl der Kühne, hatte auch in unserer Gegend mit den Stadtgemeinden zu kämpfen. Erinnert sei nur an den Aufstand der
600 Franchimontesen bei Theux, die 1468 gegen ihn opponierten.
Laut Alfred Minke in dem oben erwähnten Beitrag, finden wir aus dieser Zeit weitere Hinweise auf Hauset. 1422 erwarb Kairsillis von Eupen, Erbmarschall des Herzogtums Limburg, ein Gut zu „Huylsit“, das die „Jungfer von Layr“ hinterlassen hatte. 1426 wurden „Robeirt van Strythagen“ und Reynart van den Sassen“ nach dem Tod des „Bertram van Lare“ je zur Hälfte mit dem Hof zu „Welschen Hauset“ belehnt, den sie von der Frau des Verstorbenen geerbt hatten. Ein Jahr später übertrug „Robeirt van Strythagen“ seine Hälfte an Johann van Gronsfelt und die beiden Söhnen seiner Frau „Mattehyain“. Somit waren die Besitztümer derer von Hauset schon zu Beginn des 15. Jhd. auseinander gerissen.
Hiernach sind noch weitere Transaktionen erwähnenswert schreibt Alfred Minke: 1468 erhielt „Goiswyn Scheyffart von Ymsenraede“ das
Haus und Lehngut „Holset“ als Sachwalter seiner „Hausfrau“, die es von ihrer Mutter „Kathryne van den Sassen“ geerbt hatte. Doch schon im Januar des folgenden Jahres übergab er das Ackerland, die
„Benden“, Wiesen und Weiden dem „Philips van Hockelbach“. Das Haus zu Holset mit Graben und „Wallburgen bis zum Weg nächst dem Hof, oben angrenzend an die Gemeinde“, sowie ein „Bend vorn an der
Brücke, ein Stück Land an der Kirche“. Zinsen, Pachten, „Pfenniggeld“ und Kapaune behielt „Goiswyn van Ymsenrade“ jedoch als sein Eigentum. Aus dem gesagten geht hervor dass Burg Hauset wohl
von Wassergräben umgeben und in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts durchaus noch intakt war.
Hauset gehörte mit dem Herzogtum Limburg bis 1477 zum Hause Burgund.